Vom SelbststÀndigen zum Solopreneur: Wie Du die "Zeit gegen Geld"-Falle knackst
- Petra Borina

- 20. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Okt.
Gibt es ĂŒberhaupt einen guten Start?
Wenn ich ehrlich bin: So etwas wie einen sanften, perfekten Start gibt es nicht. Zumindest nicht in der Theorie und schon gar nicht in der Praxis.
FĂŒr mich persönlich war es nicht meine BWL-Ausbildung oder die Arbeit im Investmentbanking, die mich dazu getrieben hat, mehr als nur meine Arbeitszeit gegen Geld zu tauschen. Es war meine Kindheit auf dem Balkan. Irgendwo tief in mir gab es immer diese Abneigung gegen jede Form von AbhĂ€ngigkeit. Dieser Drang etwas dagegen tun zu mĂŒssen wurde halt mit den Jahren immer lauter.
Das Dilemma â Dienstleistung
Ich liebe meine Kunden, keine Frage. Aber dieser Ort der 1:1-AbhÀngigkeit ist ein verdammt unsicherer Ort.
Was, wenn eine Rezession kommt?
Was, wenn eine neue Technologie (Hallo, KI!) plötzlich 80% der Fragen beantwortet, fĂŒr die man frĂŒher eine bezahlte Stunde gebraucht hat?
Was, wenn die Politik beschlieĂt, SelbststĂ€ndige bei KrankenkassenbeitrĂ€gen, PflegebeitrĂ€gen und Co. noch stĂ€rker zu belasten?
Was, wenn ich krank werde â oder, Gott vergelte es, ein wichtiger Mensch in meiner Familie und ich meine Zeit nicht im BĂŒro, sondern bei ihm verbringen will?
Was, wenn mein Traum anders aussieht, als jeden Tag 8 Stunden am Schreibtisch zu sitzen, schlafen zu gehen und das am nÀchsten Tag zu wiederholen?
Falls Dir  jetzt ein "Hoppla, da bin ich auch!" durch den Kopf schieĂt, dann ist das hier wahrscheinlich fĂŒr Dich
Dies ist kein 10.000-Euro-Programm, das Ihnen verspricht, in 15 Tagen 100.000 Euro Umsatz zu machen. Aber es ist eine glasklare Anleitung, wie Sie den Wandel einleiten und sich strategisch von Ihren AbhÀngigkeiten befreien.
Legen wir los mit den ersten Schritten.
#1 Bestandsaufnahme: Entkoppeln deinen  Wert von deiner Zeit
Die meisten SelbststĂ€ndigen stecken unbewusst in der sogenannten âValue-Trapâ (der Werte-Falle): Wir definieren uns ĂŒber die geleistete Stunde. Der Solopreneur löst sich davon. Er verkauft nicht mehr die Zeit, sondern den gelieferten Wert â die Lösung des Problems.
Um den Absprung zu schaffen, musst Du  wissen, wo der Hebel liegt.
Nimmt Dir  eine Stunde Zeit und mache eine schonungslose Bestandsaufnahme:
Was liebe ich im augenblicklichen Setup? (z.B. der direkte Kundenkontakt, das GefĂŒhl, etwas gelöst zu haben)
Was hasse ich im augenblicklichen Setup? (z.B. Rechnungen schreiben, immer wieder die gleichen Fragen beantworten, unbezahlte Angebote)
Wo sind meine StÀrken (Ihre Superpower)? Das ist der schwierigste, aber absolut notwendige Part.
Ich habe lange gebraucht, um zu kapieren, dass meine StĂ€rke nicht das Erledigen ist, sondern das Planen, Strukturieren und das Setup von "unmöglichen" Projekten. Meine Superpower ist es, das groĂe Ganze zu sehen und in machbare Schritte runterzubrechen.
Deine StĂ€rken liegen vielleicht woanders: im FĂŒhren von Communities, in der Buchhaltung, in Empathie oder in der Organisation. Finde die eine Sache, die nur Du so einzigartig gut machen, denn das ist der Teil Ihres Business, der nicht automatisiert oder delegiert werden kann. Alles andere ist das Futter fĂŒr deinen zukĂŒnftigen Solopreneur-Hebel.
#2 Klarheit schaffen: Der 5-Jahres-Plan als Ausstiegsstrategie
Der Solopreneur arbeitet nicht im Hamsterrad, er betreibt Lifestyle Design. Dein Business muss DEINER Â Lebensvorstellung dienen, nicht umgekehrt.
Definiere zuerst das gewĂŒnschtes Leben und dann die Business-Zahlen, die das ermöglichen:
Was will ich in den nÀchsten 5 Jahren?
Dann: Was in einem Jahr?
Und schlieĂlich: Was in den nĂ€chsten 6 Monaten?
Ein konkretes Beispiel, um es greifbar zu machen:
Mein Ziel ist es, nicht lÀnger als drei Monate pro Jahr in Deutschland zu sein. Dieses Land macht mich ziemlich gereizt (Menschen, Politik, Wetter) und das ist kein Alltag, den ich leben will. Dies bedeutet ich brauche ein Onlinebusiness (nicht vor Ort) und zusÀtzlich Zeit (frei von Terminen) in der ich trotzdem Geld verdiene. Gleichzeitig brauche ich steuerlich ein anderes Set up.
Dein Beispiel: Du hast kleine Kinder und möchtest in den Schulferien (angenommen 3x 10 Tage) maximal 2 Stunden pro Tag arbeiten. Bisher arbeitest Du tÀglich 8 Stunden.
LĂŒcke berechnen:Â 30 Tage * 6 Stunden weniger Arbeit = 180 Stunden, die fehlen.
Fehlende Einnahmen berechnen: Nehmen wir an, dein Stundensatz ist 50 âŹ. Es fehlen 180 Std. * 50 âŹ/Std. = 9.000 ⏠Einnahmen.
Nun die entscheidende Frage des Solopreneurs: Was kann mir automatisiert diese 9.000 ⏠einbringen?
Wir mĂŒssen ein skalierbares Produkt finden, das diese LĂŒcke schlieĂt. Die Idee ist, ein Add-on zu entwickeln, das dein "warme Audience" zusĂ€tzlich und komplementĂ€r zu bestehender  Dienstleistung kaufen kann.
Der Solopreneur-Hebel funktioniert nur, wenn das Produkt:
Wiederholbar ist:Â Es kann tausendfach verkauft werden.
Geringe Grenzkosten hat:Â Es entstehen kaum Kosten bei jedem weiteren Verkauf.
Automatisiert verkauft wird: Der Kauf- und Lieferprozess lÀuft automatisch (Wir wollen ja nicht noch mehr arbeiten).
DAS IST WICHTIG: Die Idee ist, eine Struktur zu bauen, die einmal erstellt ein SelbstlÀufer ist. Der Entrepreneur skaliert durch Menschen (Mitarbeiter), der Solopreneur skaliert durch Technologie und Prozesse.
#3 Taktische Umsetzung: Der 90-Tage-MVP-Sprint
Der gröĂte Fehler ist, auf Perfektion zu warten. Wir starten schlank.
Der Plan fĂŒr die nĂ€chsten 90 Tage: Nimm Dir vor, tĂ€glich an diesem Skalierungsprojekt zu arbeiten, und sei es nur fĂŒr eine Stunde.
Wir brechen  das Projekt in die kleinstmöglichen Komponenten ab.
Starte mit einem MVP (Minimum Viable Product):Â Wenn Du ein Buch oder einen Kurs planst, starte nicht mit der finalen Version.
Verkaufe stattdessen eine 19-Euro-Checkliste.
Biete ein "Master-Template"Â an, das 80% der Vorarbeit fĂŒr den Kunden erledigt.
Starte mit einem einstĂŒndigen Gruppencoaching statt der teuren 1:1-Sitzung.
Ziel: Schnelles Feedback und erste automatisierte Einnahmen generieren.
Klassische âAdd-onsâ im Dienstleistungsbereich sind: Templates, E-Books, kleine digitale Kurse oder ein bezahlter Newsletter/Review-Service.
#4 Tracke deinen Fortschritt! Nur Output zÀhlt.
Als SelbststÀndiger hast Du wahrscheinlich deine  Stunden getrackt. Als Solopreneur musst Du den Output tracken.
Wie Du das machst ist nicht wichtig â ob in einer Tabelle, in einem Notizbuch oder in einem Projektmanagement-Tool. Es muss fĂŒr Dich aber funktionieren. Ich persönlich kann es nicht digital machen ich muss eine Strichliste fĂŒhrenâŠ
Unsere neue wichtigste Metrik ist nicht die Arbeitszeit, sondern:
Die Zeit bis zum ersten automatisierten Verkauf.
Die Conversion Rate (wie viele Besucher kaufen das Produkt).
#5 Finanzen & Mindset: LiquiditÀt ist KING
In dem Wort Solopreneur steckt das Wort Entrepreneur (Unternehmer). Und das bedeutet, dass wir unbedingt unser  Unternehmen verstehen mĂŒssen, als wĂ€ren wir fĂŒr 100 Personen zustĂ€ndig.
LiquiditÀt ist immer KING.
Wenn Du  weder von Steuern noch von Finanzen wirklich etwas verstehst, starte heute damit, sich konsequent in diesem Bereich weiterzubilden.
Konkrete Solopreneur-Finanzstrategie:
Fokus auf Profit-Marge: Da Du keine Angestellten haben möchtest (und hast) , ist dein gröĂter Vorteil deine Gewinnspanne. Optimiere deshalb jeden Prozess, um die Marge hoch zu halten.
Automatisiere die Administration: Fressen Rechnungsstellung und Buchhaltung deine Zeit? DafĂŒr gibt es digitale Tools.! Diese Aufgaben fressen sonst deine Zeit (und oft auch Nerven, die Du fĂŒr die Produktentwicklung (den Hebel) brauchen wirst. Aus diesem Grund war es mir so wichtig, dass ich Wix mit meiner Buchhaltung verbinden kann so werden meine Rechnungen direkt in Lexware erstellt. Falls auch Du das Set up haben möchtest lass uns sprechen.
Das Fazit: Es ist eine Entscheidung
Der Weg vom SelbststĂ€ndigen zum Solopreneur ist kein GlĂŒcksfall, sondern eine bewusste strategische Entscheidung. Du musst dich als Erstes  entscheiden, ob und wie Du  im Business rackerst, oder bist Du derjenige, der am Business arbeitet, um es von sich selbst zu entkoppeln.
Starte HEUTE.

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